Statusanalyse der Wasserkörper zum Bewirtschaftungsplan 2015
Hintergrundinformation
Der gemäß EG- Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2009 erstellte erste Bewirtschaftungsplan wird alle sechs Jahre, also 2015, 2021 und 2027 fortgeschrieben. Bis zum Jahr 2027 sollen alle Oberflächenwasserkörper den „guten ökologischen Zustand“ bzw. das „gute ökologische Potenzial“ erreicht haben. Ausnahmen sind nach formaler Prüfung nur in besonders begründeten Fällen zulässig. Anlässlich der Vorbereitung des zweiten Bewirtschaftungszyklus wurde deshalb mit dem Ziel einer Abschätzung der Maßnahmenwirksamkeit und weiterer Bewirtschaftungserfordernisse beim LfU eine Methode zur Analyse des aktuellen Zustandes und des Zielabstandes für alle Wasserkörper des Landes entwickelt.
Zielsetzung
Ein Ziel dieser „Statusanalyse“ ist es, für jeden Wasserkörper zu erkennen, wie groß der Abstand zur Zielerreichung gemäß EG-WRRL ist. Ein weiteres Ziel ist es, einen schnellen Überblick über die Bedeutung verschiedener Defizite sowie der Entwicklungsfähigkeit der Wasserköper zu erhalten. Die „Statusanalyse“ ist damit auch eine Informationsquelle für die Ableitung von Maßnahmenschwerpunkten und Strategien für die weiteren Bewirtschaftungszyklen.
Abb1.: Schema der Statusanalyse
Methodik
Die Statusanalyse besteht aus zwei Hauptkomponenten:
- Quantifizierung des Zielabstandes für jeden Wasserkörper anhand der Bewertungskomponenten der EG-WRRL, in Abb.1 „Zielabstand guter Zustand“ genannt.
- Abschätzung des Maßnahmenaufwandes für jeden Wasserkörper auf der Basis einer Belastungs- und Defizitanalyse in Zusammenschau mit Indikatoren einer biologischen und hydromorphologischen Entwicklungsfähigkeit, in Abb.1 „Maßnahmenaufwand“ genannt.
Die Analyse basiert im Wesentlichen auf den Daten des Monitorings und den Daten zu den „unterstützenden Bewertungskomponenten“ gemäß Anhang 5 EG-WRRL. Die Daten zur „biologischen Entwicklungsfähigkeit“ und zum Wiederbesiedlungspotenzial stammen aus langjährigen Befunden der biologischen Messprogramme. Die Daten zur hydromorphologischen Entwicklungsfähigkeit sind aus Gewässerstrukturkdaten abgeleitet. Das System arbeitet GIS-basiert und ist weitgehend automatisiert. Für jeden Wasserkörper wird jede einzelne Komponente anhand der verfügbaren Daten auf einer 4 stufigen Skala (0 bis 3) eingeordnet und die Ergebnisse wie in Abb.1 dargestellt, ebenfalls vierstufig aggregiert. Der Wert 0 markiert die Zielerreichung, während der Wert 3 den höchsten Zielabstand beziffert.
Ergebnisse
Mit der Ergebniskarte „Zielabstand zum guten Zustand“ (Abb.2) ist im landesweiten Überblick gut zu erkennen, welche Wasserkörper bereits den guten Zustand erreicht haben, welche Wasserkörper vor der Schwelle zum „guten Zustand“ stehen und welche Wasserköper noch deutlich vom „guten Zustand“ entfernt sind.
Die Ergebniskarte „Maßnahmenaufwand“ vermittelt einen Eindruck des relativen Maßnahmenaufwandes. Der Maßnahmenaufwand ist nicht unmittelbar an den Zielabstand gekoppelt. Art und Anzahl der erforderlichen Maßnahmen, aber auch die Umgebungsbedingungen und die Entwicklungsfähigkeit des Wasserkörpers können hier eine Rolle spielen. Die Übersichtkarte gibt Hinweise, welche Wasserkörper möglicherweise mit relativ geringem Aufwand und wenigen Maßnahmen in den „guten Zustand“ befördert werden können. Wasserkörper mit hohem Maßnahmenaufwand haben meist in allen Belastungsbereichen relativ hohe Defizite, beispielsweise in dicht besiedelten Gebieten mit intensiver Landwirtschaft, geringer natürlicher Wasserspende, Erosionsanfälligkeit der Böden und schlechter Gewässerstruktur. In solchen Fällen sind besondere Bewirtschaftungsanstrengungen erforderlich und es ist nicht auszuschließen, dass der „gute Zustand“ erst nach 2027 erreicht werden kann (Fristverlängerung) oder gegebenenfalls weniger strenge Bewirtschaftungsziele geltend gemacht werden müssen (§ 25 WHG).
Abb.2: Ergebniskarte „Zielabstand zum guten Zustand" (Stand: Ende 2014)
Abb.3: Ergebniskarte „Maßnahmenaufwand" (Stand: Ende 2014)
Mit der Statusanalyse wird für jeden Wasserkörper auch ein Diagramm der Einzelmerkmale generiert. Aus diesen Diagrammen ist erkennbar, wie viele und welche Bewertungskomponenten den „guten Zustand“ noch nicht erreicht haben sowie welche Belastungen oder Defizite durch Bewirtschaftungsmaßnahmen verändert werden müssen.
Ausblick
Das beim LfU entwickelte Prinzip zur Ermittlung des Zielabstandes der Wasserkörper findet inzwischen auch Anwendung im „Neuen Leipziger Ansatz“ des F+E Vorhabens „Nutzen-Kosten-Analyse in der Wasserwirtschaft“ das im Auftrag der Bund-Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (Projekt Nr. O 3.14) beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) bearbeitet wird.