20 Jahre Naheprogramm – Feierlichkeiten in der Akademie der ländlichen Räume in Alsenz
Ein großes Erfolgskonzept des rheinland-pfälzischen Gewässerentwicklungsprogramms "Aktion Blau Plus“ ist das seit nunmehr 20 Jahren bestehende Naheprogramm. Entsprechend gewürdigt wurde das Programm im Rahmen einer Vortragsveranstaltung am 15. Juli 2015 in der Akademie der Ländlichen Räume in Alsenz. Daran teilgenommen hatten zahlreiche Vertreter der Landesverwaltungen, Behörden, Kommunen, Verbänden, Landwirtschaft und Grundstückseigentümern.
„Das Ziel des Naheprogramms war und ist es, den Flüssen und Bächen im gesamten Einzugsgebiet der Nahe wieder den Platz zu geben, den sie zur natürlichen Wasserrückhaltung brauchen. Mehr Raum für Bäche und Flüsse, das heißt auch mehr Raum für Tier und Natur und mehr landschaftliche Vielfalt“, hob Umweltstaatssekretär Dr. Thomas Griese in seinem Vortrag hervor. Christoph Linnenweber vom Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht blickte vor allem auf die Anfänge des Programms zurück. Bis zum Start des Programms war es jahrzehntelang üblich, dass Bäche und Flüsse begradigt, verrohrt und befestigt wurden. Die Folgen waren die Austrocknung der Auen, ein Rückgang der Artenvielfalt und verstärkte Hochwasser. So war es das Hochwasserereignis im Jahr 1993 an Nahe, Glan und Lauter mit seinen immensen Schäden, das den Ausschlag für das Naheprogramm gab. „Das damalige Hochwasser zeigte eindrucksvoll, dass es nicht allein mit Deichen und Mauern zurückgehalten werden kann. Die Nahe brauchte wieder mehr Raum, um die Wahrscheinlichkeit eines solchen Hochwasserereignisses zu reduzieren. Aber Hochwasser entsteht nicht erst im Fluss, sondern überall auf der Fläche im Einzugsgebiet wo das Wasser zu schnell abfließt, auf Straßen und Dächern, auf Wegen und Feldern. Im Naheprogramm soll auch dort das Wasser zurückgehalten werden, überall wo dies gut möglich ist. Das Naheprogramm wurde mit diesem Konzept zum Pilotprojekt für natürlichen und vorbeugenden Hochwasserschutz“, so Christoph Linnenweber. |
In weiteren Beiträgen wurde daran erinnert, wie in den 1990er Jahren an den Nebengewässern der Nahe Uferflächen und Auen angekauft wurden. Damit war das Naheprogramm Vorreiter im Bereich Gewässerrenaturierung für ganz Deutschland. Zahlreiche Renaturierungsmaßnahmen folgten bis heute. Das gemeinsame Vorgehen von Kommunen, Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und ländlicher Bodenordnung war hierbei sehr erfolgreich. Insbesondere leisteten auch die Grundstückseigentümer durch Flächenbereitstellungen einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg des Naheprogramms. Daher galt auch der Dank den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück und Westpfalz, die an den Maßnahmen maßgeblich beteiligt waren und den Grunderwerb in guter Abstimmung mit der Landwirtschaft ermöglicht haben. Dies führte letztlich zu einem Mehrwert für alle Beteiligten.
Staatssekretär Dr. Thomas Griese stellte hierzu dar, dass 88 Flurbereinigungsverfahren dazu beigetragen haben, über 900 Kilometer Uferfläche zu erwerben. Dazu wurden abseits der Gewässer 120 kleine Maßnahmen zum Regenrückhalt geschaffen. „Das erfolgreiche Programm wird nun ausgeweitet. Der Ankauf von Bachauen und die Unterstützung durch Flurbereinigungsverfahren soll in Zukunft überall möglich sein“, kündigte der Staatssekretär an. Das Hochwasser 2014 im Moscheltal mit Schäden in Millionenhöhe zeigt aktuell, wie wichtig es ist, das die Bemühungen auch in Zukunft weitergehen.
Andreas Christ vom Umweltministerium wies zudem darauf hin, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie die Länder verpflichte, bis 2027 alle Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu überführen. Dass dies in Rheinland-Pfalz bei 27 Prozent der Bäche, Flüsse und Seen bereits erreicht wurde, sei auch ein Verdienst der Aktion Blau Plus und solcher Vorreiterkonzepte wie dem Naheprogramm. Bis 2014 wurden zur Renaturierungen oder Wasserrückhaltung rund 260 Millionen Euro investiert. Das Land fördert die Maßnahmen mit bis zu 90 Prozent. Aber es bleiben weitere Anstrengungen notwendig, um auch die Fließgewässer in Rheinland-Pfalz in einen guten ökologischen Zustand zu führen, die dieses Ziel noch nicht erreichen. „Mit der Aktion Blau Plus und dem Naheprogramm ist das Land für die Zukunft gut aufgestellt,“ so Dr. Thomas Griese abschließend.
Programm:
14:00 Uhr Eröffnung und Begrüßung Paul Frowein |
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14:10 Uhr Das Naheprogramm aus Sicht Christoph Linnenweber |
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14:30 Uhr Was hat die ländliche Bodenordnung Paul Frowein |
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15:00 Uhr Das Naheprogramm: Staatssekretär Dr. Thomas Griese |
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15:30 Uhr Erfahrungen der Kommune mit Arno Mohr |
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15:50 Uhr Wie können die Ideen des Eberhart Hartelt |
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16:10 Uhr Das Naheprogramm: Ein Erfolgsmodell Andreas Christ |